Krankheiten im BewegungsapparaT beim Hund

 

 

HD - Hüftgelenksdisplasie  /  ED - Ellbogendisplasie

 

Bei Beschwerden im Bewegungsapparat sowie als vorbeugende Massnahmen

 


 

Erkrankungen im Skellett- und Bewegungsapparat unserer vierbeinigen Freunde sind sehr weitläufig und bedürfen teilweise genaueren Abklärungen (Röntgenbild, Palpation, Blut- und Kotuntersuch). Auffallend ist, dass trotz bestimmter Zuchtauslese, sich gerade die Krankheiten im Bewegungsapparat bei vielen Hunderassen und Zuchtlinien immer mehr anhäufen.
 

Ursachen als Auslöser der verschieden Krankheiten:

  • ernährungsbedingt (Rachitis, Osteomalzie, Wachstumsstörungen)

  • traumatischen Urprungs (Verrenkungen, Quetschungen, Brüche etc.)

  • genetische Defekte (Hüftgelenks- Ellbogendisplasie, Spondylarthrosis deformans etc.)

  • Störungen des Hormonhaushaltes (Osteoporose, Rachitis, Osteomalzie, etc.)

  • als Folge von Infektions- oder Viruserkrankungen

  • durch Ueberbeanspruchung

 

Bild oberflächliche Muskulatur des Hundes



Erkrankungen der Knochen

 

 

Wachstumsstörungen bei Junghunden
 

Wachstumsstörungen könnte man heutzutage als "Zivilisationskrankheit" unserer Junghundepopulation bezeichnen.
Ursache hierfür ist grundsätzlich ein gestörter Mineralstoffhaushalt. Auslöser dafür sind in den meisten Fällen eine Ueberdosierung an Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen, welche in vielen Futtermitteln in einem Ueberangebot enthalten sind. Viele Welpenbesitzer meinen es noch viel besser und geben ihrem Liebling zu seinem "hochdosierten" Welpenfutter noch weitere Zusätze ins Futter, welche fälschlicherweise das versprechen, was sich jeder Welpenbesitzer wünscht, nämlich das Beste für die Entwicklung seines Jünglinges! Also aufgepasst mit Zusatzfuttermittel, welche ausnahmslos aufgewertet sind mit zusätzlichen Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen. Weitere Informationen zu diesem Thema finden Sie hier.
Durch Umschichtungen in der Knochenstruktur oder Ablagerungen werden Veränderungen in Richtung Krankheit gesetzt. Hier gilt es unbedingt eine Regulierung der gestörten Stoffwechselfunktionen anzukurbeln (v.a. im Calcium- und Phosphorhaushalt), je früher dies geschieht beim wachsenden Hund desto besser für eine bessere Entwicklung im Bewegungsapparat! Mit einer passenden Therapie ersparen Sie Ihrem Junghund viele Schmerzen und können ihn vor lebenslangen Einschränkungen im Bewegungsapparat bewahren. Unten finden Sie eine Beschreibung der verschiedenen bekannten Erkrankungen, welche unter das Thema Wachstumsstörungen beim Junghund gehen.
Keinesfalls sollten Wachstumsstörungen mit genetisch bedingten Erkrankungsformen wie z.B. displastischen Erscheinungen gleichgestellt werden. Besteht der Verdacht auf eine genetische Disposition sollte keine Minute verloren gehen, um den Schützling gezielt in seinem Wachstum zu unterstützen, hierfür gibt es viele Tipps und Tricks sowie sinnvolle Präventionstherapie, welche die optimalste Entwicklung im Skellett- und Bewegungsapparat erzielen können. Gerne berate ich Sie gezielt und berichte Ihnen persönlich von diversen Studien.
 

 

Panostitis

 

Hier handelt es sich um eine chronische Knochenmarksentzündung der Junghunde, welche vorwiegend im Alter von 6-12 Monaten bei grosswüchsigen Hunden auftritt. Betroffen sind die langen Röhrenknochen, am Krankheitsprozess sind Knochenhaut, harter Knochen und Knochenmark beteiligt.

Es treten Lahmheit, Schwellung und Schmerzhaftigkeit der betroffenen Knochen auf, wobei auffallend die Lokalität der Symptome wechseln kann. Es kann auch Fieber auftreten, die Tiere bewegen sich ungern und sind appetitlos, als begleitendes Symptom tauchen oft entzündete Tonsillen auf und nicht selten ist das Allgemeinbefinden beeinträchtigt.

Röntgologisch ist diese Krankheit diagnostizierbar und sollte unverzüglich einer passenden Therapie unterstellt werden.

Inwiefern auch diese Krankheit mit der Fütterung und Haltung des Junghundes einen engen Zusammenhang hat, ist wissenschaftlich ungeklärt, jedenfalls ist auffallend dass bei gewissen Rassen und Zuchtlinien diese Erkrankung auch gehäuft auftritt.


 


Rachitis
 

Betroffen sind Junghunde von dieser Stoffwechselerkrankung. Durch Verdünnung kommt es zum Verbiegen der langen Röhrenknochen (Elle, Speiche, Oberschenkel, Schienbein), die unteren Enden dieser Knochen verdicken sich und führen zu den typischen, rachitischen Schmerzen. An Knorpel-, Knochenübergang des Rippenbogens kommt es zu Auftreibungen.
Starker Wurmbefall, Mangelerscheinungen von Vit. A und D sowie Mangel an Calcium und Phosphor lösen diese Erkrankung aus, ebenso Störungen der Schild- Nebenschild- und Hirnanhangsdrüse bei rasch wachsenden Junghunden.
Durch die moderne Fütterung mit Fertignahrung, welche auf die Bedürfnisse des Hundes abgestimmt sind, ist heute diese Krankheit rel. selten geworden, im Gegenteil dazu leiden heute eine Grosszahl von Junghunden an sog. Wachstumsstörungen.
 


 

Radius curvus

 

Diese Wachstumsstörung im Ellbogengelenk tritt v.a. bei jungen Hunden grosser Rassen auf, aber auch rassenspezifisch bei Dackel und Basset. Die Wachstumsfuge der Elle verschliesst sich vorzeitig, währenddem die Speiche weiter wächst, es erfolgt eine Verkrümmung des Radius, was zu einer Subluxation im Ellbogengelenk führt und einer Deformation der Gliedmasse mit Abbau von Knochengewebe. Die Tiere lahmen und stolpern. Bei korrekter Behandlung im Frühstadium kann die Operation umgangen werden.

 


Osteomalazie
 

(Knochenweiche) hat ähnliche Ursprünge wie die Rachitis, sie tritt jedoch erst beim erwachsenen Hund auf und ist eine Folge eines gestörten Knochenstoffwechsels. Im Innern des Knochens wird mehr Knochensubstanz abgebaut wie aufgebaut. Folge davon ist, dass die Röhrenknochen weich, biegsam und brüchig werden. Es kann bei erkrankten Tieren bei kurzer Ueberbelastung leicht zu Knochenbrüchen kommen.
Als mögliche Ursache ist ein Parasitenbefall nicht auszuschliessen, dieser kann dafür verantwortlich sein, dass aus dem Darm eine ungenügende Mineralstoffresorption stattfindet. Eine biologische Unterstützung ist in diesem Fall obligatorisch.

 

 

 

Osteodystrophia

 

Die hormonell bedingte Entkalkung des Knochens, welcher sich in minderwertigen Bindegewebeknochen umwandelt. Der Knochen wird je nach Krankheitstadium weich oder hart, es besteht immer ein verminderter Calcium-Gehalt.

Es treten meist am unteren Ende der Knochen bei jungen Hunden grosser Rassen Auftreibungen auf v.a. an Schädel und Wirbelkörper. Es treten meist Anzeichen wie Erbrechen, Durchfall, Apathie evtl. mit Nierenentzündung auf.
 



Osteoporose
 

Als angeborene Form dieser Erkrankung bereits bei Welpen erkennbar, diese beginnen schlecht zu laufen, zeigen Schmerzen, sind traurig und können oft auf den Hinterbeinen nicht mehr laufen, das Skellett verformt sich und es kommt zu Spontanfrakturen. Verantwortlich für diese schwerwiegende Erkrankung sind eine übermässige Knochenbildung mit verzögerter Skellettreifung.

Eine weitere Form der Osteoporose sind zu lange und zu hohe Kortisontherapien sowie Hormonstörungen der Nebennierenrinde und der Hypophyse sowie Tumore der Nebennierenrinde. Es erfolgt ein Knochenschwund von innen her, der Knochen ist dabei hart. Als weitere Ursachen, welche Osteoporose begünstigt, sind Ernährungsstörungen, Endoparasitenbefall, Unterfunktion der Schilddrüse, Diabetes, Oestrogenmangel (z.B. durch Läufigkeitsunterdrückungen, viele Trächtigkeiten).

Die Tiere zeigen oft übersteigerten Appetit, Muskelschwäche, grossflächiger Haarverlust, Letargie und sexuelle Störungen als begleitende Symptome.

 

 

 

Osteochondrose

 

Diese degerative Veränderung an der Knochen-Knorpelgrenze des Gelenkes tritt lokalisiert auf und beruht nicht auf einer Störung des Mineralstoffwechsels. Es handelt sich um eine Sonderform der Athrose und geht mit Knorpelabstossung einher.

Bild Hundeskelett

die von OCD am häufigsten betroffenen Gelenke sind bezeichnet.

 

Periostitis

 

Die akute aspetische Knochenhautentzündung entsteht meist durch mechanische Insulte wie Schlag, Sturz, seltener bei Zerrungen. Am häufigsten werden die direkt unter der Haut liegenden schlecht gepolsterten Knochenabschnitte betroffen. Manchmal entsteht eine Periostitis durch übergreifende Prozesse einer Sehnenscheiden- oder Gelenkentzündung.

Die Knochenhaut ist verdickt, auf Druck meist hochgradig schmerzhaft, die Umgebung fühlt sich wärmer an und es tritt je nach Lokalität Lahmheit auf.

Diese akute Form kann unbehandelt oder falsch behandelt zu einer eitrigen Form führen. Die eitrige Knochenhautentzündung tritt auch bei offenen Knochenbrüchen oder Verletzungen mit spitzen Gegenständen auf, die das Eindringen der Keime begünstigen. Es bilden sich umfangreiche Verdickungen, die hochgradige Schmerzen und Lahmheit auslösen und es können Abszesse entstehen. Diese Form der Knochenhautentzündungen ist vorwiegend an den Zehenknochen festzustellen.

Hier gilt: je früher eine gezielte Therapie einsetzt, desto schneller und günstiger die Heiltendenz, im schlimmsten Falle kommt es zu eitrigen Einschmelzungen ins Knochengewebe und dies führt nicht selten zur Amputation.

 


Osteomyelitis

 

Die aseptische Entzündung des Knochenmarkes ist rel. selten anzutreffen, sie tritt vorwiegend nach Knochenbrüchen auf. Die Entzündung geht mit allmählicher Verknöcherung der Markhöhle einher. Weitere Ursachen können eine nicht ausgeheilte Knochenhautentzündung sein oder über den Blutweg durch eine Allgemeininfektion.

Eine Verdickung und starke Schmerzhaftigkeit der umliegenden Weichteile ist festzustellen, das Tier belastet die Gliedmasse nicht, hat meist erhöhte Temperatur. Im schlimmsten Falle kann eine unbehandelte Osteomyelitis zum Tode führen, wenn Keime ins Blut ausschwärmen, eine Antibiotikabehandlung ist oft nicht zu umgehen.

Eine Diagnose ist oft nicht leicht zu stellen, nicht selten kommt es zu Verwechslungen mit Tumoren, daher ist v.a die Vorgeschichte von entscheidender Bedeutung für eine erfolgreiche Behandlung.

 

 


Knochenbruch
 

Wir unterscheiden zwischen Längs-, Quer-, Schräg-, Spiral- und Splittbruch. Je nachdem kommt es zum Zerreissen der Knochenhaut. Als hauptsächliche Ursachen kommen Traumen, Unfälle, Schläge, Stösse, Bisse sowie Stoffwechsel- und Hormonstörungen in Frage. Je nach Lokalisation und Schweregrad unterscheiden sich die Symptome von mehr oder weniger schmerzhaften Lahmheiten bis zur Bewegungsunfähigkeit (z.B. bei einem Beckenbruch). Brüche der Wirbelsäule sind natürlich wesentlich kritischer als solche an den Extremitäten und können je nach Ausfallerscheinungen sogar lebensgefährliche Ausmasse annehmen.

Nebenher können auch Blutungen, Blutergüsse, Benommenheit, Schock und Bewusstlosigkeit auftauchen, die Tiere können auch aggressives Verhalten zeigen.

Zur erste Hilfebehandlung gehören sicherlich die Arnika in D6 und Recuetropfen (siehe hier) und Ruhe. Der Tierarzt leistet 1. Hilfe mit je nach Fall  einem Fixier-, Druck- oder Gipsverband oder Schiene, Nagelung etc. Als Folgebehandlung empfiehlt es sich jedenfalls eine biologische innerliche und äusserliche Behandlung in Erwägung zu ziehen, um die Wund- und Kallusheilung zu beschleunigen und zu optimieren. Hier sei Vorsicht geboten v.a. bei jungen Hunden (hier müssen andere Mittel verwendet werden wie beim erwachsenen Hund, sonst könnte eine kleine Katastrophe passieren!!), kontaktieren Sie deshalb einen erfahrenen Heilpraktiker.

 

 

 


Erkrankungen der Gelenke


 

Arthritis / Arthrose / Arthrosis deformans
 

Gelenke werden immer zwischen zwei oder mehreren Knochen ausgebildet. Die einander gegenüberliegenden Gelenkenden sind jeweils von einem Gelenkknorpel überzogen, der sehr elastisch ist und wie ein Stossdämpfer wirkt.
Umgeben wird das Gelenk von der Gelenkkapsel, in der Gelenkkapsel wird die Synovia, die Gelenkflüssigkeit produziert, welche die Reibung der Gelenkenden zueinander herabsetzt. Den Zusammenhalt des Gelenkes stellen die Gelenksbänder dar.

Fälschlicherweise werden sämtliche Veränderungen in den Gelenken im Volksmund als Arthrose bezeichnet, hier sollten aber gezielte Abklärungen gemacht werden. 

Liegt eine akute Entzündung des Gelenkes vor, so spricht man von einer Arthritis, Ursachen sind meist Traumen, Bakterien, Pilze und Viren, sowie immunpathologische Prozesse.
Die chronische, degenerative Form der Gelenkentzündung, die Arthrose ist auf nicht entzündliche Ursachen zurückzuführen. Vorzeitiges Altern des Knorpelgewebes, Vererbung, konstitutionelle Schwäche des Knorpels, hormonelle Einflüsse, Ernährungsstörungen, funktionelle Ueberlastung, fehlerhafte Gelenkstellungen, starke Beanspruchung im Jugendalter.
Bei der Arthrosis deformans sind nebst degenerativen Prozessen am Knorpel auch reaktive Veränderungen an der Gelenkkapsel, den Sehnen und den Muskeln des Gelenkes zu beobachten. In der ersten Phase der Erkrankung ist eine Aufrauhung des Gelenkknorpels feststellbar, im weiteren Verlauf sind an der Knorpeloberfläche Geschwürbildungen zu erkennen, welche zu mechanischen Abreibungen führen. Diese Veränderungen beruhen auf einer Störung des Stoffwechsels der Knorpelzellen.
Da ein Gelenk nicht nur aus Gelenkknorpel und -kapsel besteht, sondern aus Sehen, Bändern und Muskeln eine funktionelle Einheit darstellt, können auch in diesem Gewebe reaktive Veränderungen auftreten.

Die Erkrankung entwickelt sich allmählich und kann sich in nur einem Gelenk lokalisieren. Meistens sind die grösseren Gelenke wie Hüft-, Schulter-, Knie- und Ellbogengelenk betroffen. Die Gelenke sind verdickt, schmerzhaft, wetterfühlig und nicht belastbar. Die ersten Schritte bei der Bewegung bereiten meistens grössere Schmerzen, was sich in Lahmheit zeigt. Nach kurzer Einlaufzeit wird der Schmerz geringer und taucht nach Ermüdung erneut auf. Es kann zu Subluxationen in den Gelenken kommen.

Die Therapie ist sehr vielseitig (je nach Ausbildungsgrad und Budget) und sollte nach Möglichkeit frühzeitig einsetzen, so kann präventiv vor irreversiblen Schäden an Knorpel und Knochen (Substanzverlust) vorgebeugt werden. Selbstverständlich kann bei Verdacht auf die genannten Erkrankungen eine vorbeugende Behandlung erfolgen, damit es gar nicht erst soweit kommen kann.

Auf dem schulmedizinischen Bereich wird eine schmerzlindernde Behandlung verschrieben, auf dem Gebiet der Naturheilkunde gibt es verschiedenste Heilverfahren, welche kombiniert angewendet werden können und zu erfolgreicher Linderung der Symptome kommt und auf die Dauer gesehen sogar Röntgenbilder sich verbessern können. Kontaktieren Sie deshalb frühzeitig eine Fachperson!

 

Nebst der passenden Behandlung sind folgende Punkte zu beachten:

  • gezieltes Bewegungsprogramm evtl. in Verbindung mit gezielter Physio- und Wassertherapie

  • Tier unbedingt schlank halten und dringend vor Uebergewicht bewahren

  • gezielte Ernährung und keinesfalls unnötige Futterzusätze

  • Schutz vor Feuchtigkeit, Kälte und Wind

  • evtl. äusserliche Anwendung von Verbänden und Umschlägen

  

 

Folgen von Gelenktraumen - Verletzungen der Bänder

 

Schema eines Gelenks

 

Schema eines Gelenks:

a, b

Knochenenden

c

Gelenksknorpel

d

Gelenkskapsel

e

Gelenkshöhle mit Gelenksschmiere

f

Knochenhaut

g

Seitenband

 

 

 


Distorsion (Verstauchung, Zerrung)
 

Durch traumatische Einflüsse wie Sturz, Fehltritt, Durchtreten der Gelenke, Hängenbleiben oder gewaltsame Einwirkungen können sich Gelenkflächen zeitweise verlagern, nehmen aber gleich wieder ihre ursprüngliche Stellung ein. Eine Distorsion kann kombiniert mit Blutergüssen auftreten, die Ueberdehnung, Zerrung oder das Reissen eines Gelenkbandes führt zu weniger oder aber sehr ausgeprägten Lahmheiten mit Schwellung und Empfindlichkeit in diesem Bereich.

Als erste Hilfemassnahme ist das Gelenk ruhig zu stellen z.B. mit Verbänden und eine passende Therapie anzustreben.
 

 

Luxation (Verrenkung, Ausrenkung)

 

Darunter versteht man eine dauernde, vollständige Verlagerung eines Gelenkendes unter gleichzeitiger Zerreissung von Teilen der Kapsel oder der Bänder. Luxationen können primär traumatisch oder aber sekundär im Verlauf anderer Krankheiten auftreten. Angeboren ist z.B. die Patella-Luxation, die sich immer wieder von selbst einrenkt.

Die Behandlung einer Luxation besteht im Einrenken (nur unter Narkose möglich), danach Ruhigstellen. Als Subluxation bezeichnet man eine unvollständige Verrenkung, wobei Teile der Gelenkflächen sich noch berühren. Sie kommt relativ häufig vor. Lose Bänder und schwache Muskulatur verleihen dem Gelenk zu viel Spiel. Hier sollte dringend eine passende Therapie und ein Bewegungsprogramm eingesetzt werden um entsprechend vorzubeugen. Auffallend auch hier gewisse genetische Einflüsse. 
 

 

Kontusion

 

Die Quetschung oder Prellung des Gelenkes mit Reizung der Muskulatur, Bänder, Kapsel und Knochenhaut. Meist verbunden mit Blutergüssen in der Gelenkhöhle. Die Kontusion ist immer begleitet von Wärme, Schwellung und Druckschmerz.

Das Gelenk ist ruhig zustellen und das Tier zu schonen. Eine passende biologische Therapie darf keinesfalls fehlen.
 

 

 

 

Erkrankungen von Sehnen, Schleimbeutel und Muskeln
 

 

Tendopatien
 

Sehnen sind die Befestigung der Muskeln an den Knochen. Sie überziehen teilweise Knochenvorsprünge und sind vor Abreibung oder Zerreissung durch Sehnenscheiden geschützt. Hinweise auf Sehnenerkrankungen sind Schwellung oder Vertiefung der Sehne, Lahmheit, abnorme Beweglichkeit der kranken Gliedmasse, evtl. knirschende Geräusche bei Palpation.

Ursachen für eine Sehnenruptur (totales oder partielles Zerreissen) sind Schnittwunden oder Ueberdehnung, diese treten z.B. bei Kniegelenksbandrissen, an der Achilessehne aber auch ich Bereich der Fussballen auf.

Bei einer Sehnenentzündungen ist die Sehne dicker, schmerzhaft und vermehrt warm, meist ist die Tenditis mit einer Sehnenscheidenentzündung gekoppelt, welche sich mit Schwellung und Schonung der Gliedmasse manifestiert. Die Sehnenscheide ist stärker gefüllt und wölbt sich vor. Bei dauernder Reizung und Ueberbeanspruchung kann dies zu einer chronischen Tendovaginitis führen, welche zu eitrigen Entzündungen und Fieber führen kann. Ursachen sind mechanische Traumen, Ueberdehnung, Quetschung, Schlag oder Stiche und Bisse.

 

 

 

Schleimbeutelentzündung (Bursitis)
 

Schleimbeutel haben ähnliche Funktion wie Sehnenscheiden. Sie erhöhen die Gleitfähigkeit von Haut, Muskeln, Sehnen und Bändern über harter Unterlage. Sie haben also Polsterfunktion. Die Bursitis hat ähnliche Ursachen wie die Sehnenscheidenentzündung, also kurzfristig heftige oder ständige mechanische Reizungen. Der Schleimbeutel ist vermehrt warm und geschwollen. Im akuten Stadium sehr schmerzhaft und kann je nach Sitz zu heftigen Lahmheiten führen. Die passende Behandlung sollte rasch möglichst einsetzen.
 

 

 

Krankheiten der Muskeln

 

Bei akuten Muskelentzündungen, verursacht durch Quetschung, Dehnung, Zerrung, Prellung, Zerreissung ist der Muskel verdickt, hart, vermehrt warm und schmerzhaft. Funktionsstörungen und Lahmheit treten auf, der Gang ist steif, aber wird nach einigen Schritten wieder elastischer.

Eine eitrige Myositis tritt auf bei Verletzungen und Infektionen sowie durch Eiterungen in Knochen und Gelenken.

Der Muskelrheumatismus tritt (selten) v.a. im Winter, nach Erkältungen und Abkühlungen auf. Betroffen sind Muskeln des Stammes, diese Entzündung mit Zerfall der Muskelfasern ist sehr schmerzhaft, die Muskeln sind gespannt und kontrahieren oft, so dass eigenartige Stellungen, Steifheit und Lahmheiten auftreten, welche mit zunehmender Bewegung verschwinden, der Hund kann sogar aufschreien, wenn er an den betroffenen Muskeln berührt wird. Der Appetit ist schlecht und mitunter kann auch Fieber auftreten.

Die chronische Muskelentzündung entsteht aus der akuten Form. Der Muskel ist verdickt und umfangsvermehrt und hat einen Teil seiner Kontraktibilität eingebüsst. Die Schmerzhaftigkeit ist eher gering mit bestehender Lahmheit, die Tiere sind apathisch und unlustig.

Muskelschwund hat viele Ursachen und ist gekennzeichnet durch erhebliche Umfangsverminderung. Z.B. durch mangelnde Bewegung, infolge von Knochenbrüchen, Schonhaltung durch andere Erkrankungen im Bewegungsapparat, bei schweren Infektionskrankheiten, bösartigen Tumoren (bes. Leukose), starker Eiweissverlust (Herzschwäche), Nierenerkrankungen und Gebärmutterentzündung, mangelnde Blutversorgung etc. 

Muskelrisse treten v.a. bei kurzfristig überbeanspruchten Tieren auf, welche meist zu wenig trainiert sind, die Diagnose ist selten exakt erfassbar.

Beim Muskelkrampf handelt es sich um eine länger anhaltende Muskelkontraktion, die häufig langsam ansteigt und ebenso abnimmt. Entweder nervlich bedingt im Verlauf von Intoxikation oder Infektionen (Tetanus) oder bei Herzerkrankungen. Es muss unbedingt die Primärkrankheit therapiert werden. Bei kleinen Rassen vorkommend, als Schottenkrampf bekannt, fallen die Tiere nach krampfhaftem zusammenziehen der Hinterbeine, um. Diese Krampfanfälle werden durch seelische Erregung beschleunigt.

 

Eklapsie ist eine Muskelerkrankung der säugenden Hündin (Geburtstetanie), verursacht durch einen starken Abfall des Calcium-Magnesium-Blutspiegels, wodurch sich die Reflexerregbarkeit der gesamten Körpermuskulatur steigert. Die Hündin ist unruhig, gefolgt von Muskelzittern bis hin zu starken Krämpfen der gesamten Muskulatur. Sie hat Fieber und liegt fest. Der Hündin sollten die Welpen abgenommen werden, sie braucht Ruhe und viel Flüssigkeit sowie dringend Calcium- und Magnesiumsubstitution.
 

 


 

Erkrankungen der Nerven

 

Nervenerkrankungen sind entweder zentral (Erkrankungen des Gehirns oder Rückenmarks) bedingt oder entstehen peripher durch Störungen der Nervenleitungen: Entzündungen, Zerreissung, Durchschneidung, Quetschung, Vergiftung, Infektion.

 

 

 

 

Erkrankungen der Wirbelsäule


Das tragende Element der Wirbelsäule sind die Wirbelknochen, die hintereinander gelagert den Wirbelkanal bilden, in dem sich das Rückenmark befindet. Durch die Wirbellöcher treten seitwärts die Nervenstränge aus, die die Gliedmasse versorgen. Verbunden werden die Wirbel durch Bänder und Muskeln. Das dem Rückenmark übergeordnete Gehirn fungiert als Koordinator aller willkürlichen und unwillkürlichen Impulsen des Organismus. Praktisch alle lebensnotwendigen Impulse werden vom Zentrum des verlängerten Marks gesteuert. Das Grosshirn empfängt und sendet Informationen von und zu den Sinnesorganen.

Erkrankungen im Bereich des zentralen Nervensystems können, je nach Lokalisation und Intensität, von kaum wahrnehmbaren sensiblen oder motorischen Störungen bis zu Totalausfällen und sogar zum Tod führen. Deshalb ist es dringlich, Verletzungen im Bereich des Kopfes und der Wirbelsäule nicht auf die leichte Schulter zu nehmen und sie von einem Fachmann genaustens abklären zu lassen.

 

 

Rückenmarkserkrankungen

 

Rückenmarkserschütterungen geht ein Trauma voraus, manchmal in Verbindung mit einer Gehirnerschütterung. Die Symptome sind rel. mild, Störungen der Motorik, der Sensibilität und der Reflexe, Schwanken der Nachhand, tappender Gang evtl. mit Schocksymptomen.

Bei der Rückenmarksquetschung sind die Symptome ausgeprägter, starkes Schwanken, schlaffe Nachhandlähmung, auch Penislähmung möglich, Harn- und Kotabsatz können gestört sein. Die Heilung dauert bei entsprechender Therapie länger wie bei der Erschütterung und kann auf einer gewissen Stufe stehen bleiben.

Bei einer Durchtrennung des Rückenmarkes durch eine Wirbelluxation im Bereich der Brust- oder Lendenwirbelsäule liegt das Tier auf der Seite fest, eine Behandlung ist aussichtslos.

 

 

 

Der IV Lendenwirbel ist als Keilwirbel ausgebildet und hat das Rückemark durchtrennt!

 

(Aufnahme: Schiefer)


 


Bandscheibenvorfall, Diskopathie, Diskusprolaps

 

Diese Erkrankung befällt alle Rassen und Altersklassen, bei kleineren Hunden auch unter dem Namen Dackellähmung bekannt.

Jede Discopathie entsteht aufgrund einer Degeneration im Bereich der Bandscheibe, z.B. durch Kalkablagerung (ernährungsbedingt oder aber genetischen Ursprungs). Es kommt zum Verlust der Elastizität.

 

Klinisch lassen sich 2 Stadien unterschieden:

Im Schmerzstadium zeigen die Tiere Bewegungseinschränkungen infolge Schmerzen, Auslöser sind Treppensteigen, Sprünge, etc.. Der Gang wird zunehmend steif und schmerzhaft, der Rücken gekrümmt, Bauchmuskulatur gespannt, das Tier heult beim hochheben und kann überaus empfindlich sein auf Berührung. Die Reflexe können herabgesetzt, aufgehoben oder auch gesteigert sein. Im fortgeschrittenen Stadium kommt es dann zur teilweisen oder kompletten Lähmung der Hinterextremitäten. Diese Lähmung kann auch sofort nach einem Trauma auftreten. Die Tiere schleifen die Hinterbeine robbenartig nach. Die Folge sind Abschürfungen und Verletzungen der Zehen, Darm und Blasenlähmung kommen hinzu, der Schwanz hängt schlaff herab, auch eine unkontrollierte Entleerung ist möglich. Bei längerer Erkrankung kommt es zu Atrophien der Muskeln.

Gerade bei Dackeln kennt man eine vorprogrammierte genetische Kalzium-Phosphor-Stoffwechselstörung - Dackellähmung. Dadurch beginnen die knorpeligen Zwischenwirbelscheiben frühzeitig zu verknöchern und können in ihrer weiteren Folge nicht mehr ihrer elastischen Pufferwirkung entlang der Wirbelsäule nachkommen. Normalerweise unterstützen sie die Beweglichkeit und Verformbarkeit der Wirbelsäule; so aber werden die betroffenen Segmente steif und unbeweglich. Die Zwischenwirbelscheibe (Discus) wird hart, unelastisch und verliert ihre ursprüngliche druckausgleichende Funktion. Gewisse Beanspruchungen wie Sprünge, Treppenlaufen, Männchenmachen etc. sind dann meist die Auslöser dafür, dass die verkalkte, unelastische Bandscheibe in den Wirbelkanal vorfällt und hier gegen das Rückenmark und die austretenden Spinalnerven drückt. Besonders gefährdet sind die beweglicheren Bereiche der Hals- und der Lendenwirbelsäule.

 

a = Wirbelknochen

b = Rückenmark

 

Der Pfeil weist auf die vorgefallene Bandscheibe

 

Die schwerwiegenden Folgen dieses Trauma’s sind Quetschungen des Rückenmarks und der austretenden Nerven, das zieht Entzündungen nach sich sowie kleine Blutergüsse in den Wirbelkanal. Die Behandlung ist am effektivsten und sehr spektakulär gleich nach einem Vorfall, wie länger die Nerven und das Rückenmark verletzt sind, umso komplizierter und langwieriger wird der Heilungsprozess. Die erfolgreiche Therapie besteht aus der Traumabehandlung und der Rückbringung des Discus in seine ursprüngliche Lage, ein weiterer Schritt ist eine gezielte vorbeugende Therapie. Eine leichte und gezielte Physiotherapie angewendet nach der ersten Traumatherapie und zusätzliche Salbenverbände mit Traumeelsalbe bringen zusätzliche Erleichterung.

Besonders ist auf eine leichte Ernährung ohne Frischfleisch (enthält viel Kalzium) zu achten. Oft weisen Hunde mit Bandscheibenvorfällen zu einem „perversen Appetit“, was eine Störung im Mineralsstoffwechsel insbesondere des Kalzium-Phosphorstoffhaushaltes bestätigen kann.

Die geschädigten Nervenfasern können durch spezifische Vit. B Gaben in ihrer Regenration unterstützt werden. Ganz wichtig ist, den gestörten Kalzium-Phosphor-Stoffwechsel zu regulieren, damit diese Fehlfunktion nicht noch mehr Schaden anrichten kann, eine entsprechende Behandlung sollte gerade bei einem Prolaps regelmässig wiederholt werden.

 

 

Spondylosis, Spondylarthrosis
 

Diese Abnutzungs- und Alterserkrankung tritt v.a. im Bereich der Brust- und Lendenwirbelsäule auf. Auffallend dass diese Krankheiten bei gewissen Rassen und Zuchtlinien gehäuft auftritt und bereits in jungen Jahren zum tragen kommt. Degenerative Prozesse mit brückenförmigen Auswüchsen an der unteren Seite der Wirbelkörper sind erkennbar. Auch eine Verknöcherung der Bänder der kleinen Wirbelgelenke ist möglich. Die Spondylose wird meist bei grossen Rassen als Zufallsbefund festgestellt, da sie im Anfangsstadium keinen oder nur einen mässigen Einfluss auf die körperliche Leistungsfähigkeit hat.  Im fortgeschrittenen Stadium sind Steifheit der Wirbelsäule, v.a. im Lendenbereich und gespannter Gang feststellbar, die Tiere jaulen auf, wenn sie berührt werden. Sie können sich nur mühsam erheben, vermeiden das Treppensteigen und schnelle Bewegungen und schränken ihre Spaziergänge ein. Im Endstadium hängt der Schwanz schlaff herunter, die Tiere können nicht mehr die typische Stellung für Harn und Kotabsatz einnehmen, es treten Lähmungen und Muskelatrophie ein.

Auch hier gilt, je früher die Behandlung einsetzt, desto vorteilhafter für das Tier, es ist nämlich durchaus möglich mit verschiedenen biologischen Dauertherapien den Verknöcherungsvorgang aufzuhalten und in den besten Fällen sogar rückgängig zu machen. Im Zweifelsfall bringt eine Röntgenuntersuchung die klare Antwort. Bei prädestinierten Rassen oder Zuchtlinien empfiehlt es sich eine entsprechende Präventionsbehandlung anzustreben.

Die Spondylarthritis deformans ist eine Arthrose der Wirbelgelenke oft mit Verknöcherung der Bänder und zeigt ähnliche Erscheinungen wie die Spondylose. Rüden werden mehr betroffen wie Hündinnen.

 


 

Als weitere Problematik welche ebenfalls zum Bereich der Wirbelsäule behört, sei hier kurz angesprochen, die Knickrute und Ringelrute
Die Knickbildung und Verdrehung der Rute ist durch Verwachsungen oder Stellungsanomalien der Wirbel bedingt. Solche Rutenfehler werden autosomal rezessiv vererbt.
Die Ringelrute oder überzogene Rute wie sie bei vielen Rassen und Zuchtlinien anzutreffen ist, beruht nicht auf einer Missbildung des Knochens, sondern auf Verkürzung der Sehnen oder auf zu starkem Sehen- oder Muskelzug.
 

 

Lähmungen der Hinterhand treten auch auf beim Verlauf der nervösen Staupe, bei akuter Prostatitis oder Analbeutelentzündung.
 


Verletzungen von Pfotenballen oder Krallen können zu hochgradiger Lahmheit führen, deshalb sollte der Hunde- und auch der Katzenbesitzer regelmässig die Füsse seines Lieblings (Ballen, Krallen, Zwischenzehenräume) kontrollieren, um allfällige Verletzungen zu erkennen und sogleich mit einer passenden Behandlung einzusetzen. Abnormitäten und Anomalien im Krallenbereich sind oft auf chronische Stoffwechselstörungen zurück zu führen, welche ungedingt über einen längeren Zeitraum einer gezielten Behandlung unterstellt werden sollen.

 

Vor dem Anlegen eines Fussverbandes werden die Zwischenzehenräume mit Watte gepolstert.

Eine Zellstoffrolle wird vor dem Verband steigbügelartig über die Zehenspitzen gewickelt.

 


 

Zum Schluss sei erwähnt, dass es nebst den organpathologischen Gründen auch Lahmheiten bei Tieren gibt, welche durch Lerneffekte entstanden sind (das Tier bekommt Zuwendung bei Lahmheit = Belohnung). Auffallend bei diesen Lahmheitsformen ist, dass diese nicht kontinuierlich sondern nur in bestimmten Situation auftreten. Ist ein Tier in seiner Bewegungsfreiheit eingeschränkt, so kann es ebenfalls lahm gehen.
 

 

 

 

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